Das System: Zulieferer zahlen Zeche bei Volkswagen

System_Harvey_Weinstein

Und genau so läuft es ab!

(Originalbeitrag veröffentlicht am 15.10.2015)

Schlagzeile aus der Zeit vom 12.10.2015

Volkswagen will drei Milliarden Euro bei Zulieferern einsparen

Der neue Konzernchef will konsequent sparen, heißt es. War also bisher Verschwendung und wurden zu hohe Preise bezahlt? Das wird mit Sicherheit keiner der Lieferanten so sehen.

ntv schreibt dazu

VW geht mit Rotstift zu den Zulieferern

Das trifft es sicher auch schon genauer. Freundlich formuliert heißt das dann, die Zulieferer müssten einen Ergebnisbeitrag leisten. Das heißt: deren Ergebnis leidet, dafür dass der mächtige Autokonzern sein Ergebnis verbessert und der Einkäufer einen Bonus bekommt.

Doch sicher wird der Einkäufer nicht zum Lieferanten fahren, um über neue Preise zu verhandeln. Vielmehr wird er/sie den Verkäufer einbestellen – wenn es ein größerer ist – oder ihn anrufen und den neuen Preis, der künftig bezahlt wird, mitteilen. Und sicher wird es wieder Abwärtsauktionen und Mehrraumverhandlungen geben.

3 Milliarden sollen von Zulieferern eingesammelt werden

Das meint sicher den Zuschuss der Automobilzulieferer im ersten Jahr nach der Preisdrückerei. Der Gap bleibt und bringt dauerhaft über Jahre zusätzliche Ergebnisbeiträge. Bevor VW also auch nur die erste Strafzahlung geleistet hat, werden auf der Einkaufsseite schon zweistellige Milliardenbeträge an Einsparungen verbucht.

Das Dilemma der Zulieferer…

ist das über Jahre gelernte Verhalten. Irgendwie ging es ja doch immer weiter. Irgendwie hat man sich arrangiert. Irgendwie verdient man ja doch noch Geld bei dem was die Wirtschaftswoche treffend

Krankes System

nennt.

Auswege?

Klare Zieldefinition und Ausgrenzen für die anstehenden Gespräche

Mentale Stärke und eine mentale Sicherheitsarchitektur

Haltung innen und außen

Exzellente Vorbereitung

Eine Handvoll Nein’s

Argumente auf der Sachebene

Argumente auf der emotionalen Ebene

In den letzten 2 Jahren hatte ich diesen weißen Elefanten immer wieder im Seminarraum stehen. Und keiner wollte ihn sehen, keiner wollte es ansprechen.

Aber bessere Verhandlungsergebnisse wollen die Teilnehmer-innen und Unternehmen dann doch.

Doch das wird nicht funktionieren, wenn sie sich weiter hinter “dem System” verschanzen und ihre Glaubenssätze die Verhandlungsführung übernehmen.

Wenn ich bohre, sehe ich oft Panik im Gesicht und höre Aussagen wie:

“Das kann man doch nicht machen!”

“Die anderen spielen doch auch mit!”

“Da muss man mitmachen, gehört zum System!”

So wie Harvey Weinstein zum “System Hollywood” gehört hat?

Wenn Sie bessere Verhandlungsergebnisse wollen, dann müssen Sie auch den Mut haben, anders zu agieren und Ihre eigenen Begrenzungen zu überwinden.

Verhandlungstipps von A-Z: Macht durch schlechtes Benehmen

Macht durch schlechtes Benehmen

Ich hatte bereits zum Thema Macht und wie man in Verhandlungen damit umgeht, verschiedene Blogbeiträge geschrieben. In diesem und den folgenden Beiträgen möchte ich daran anknüpfen und erläutern, wie Menschen sich Macht anmaßen und warum es so oft funktioniert. Und natürlich auch ein Tipp, wie Sie dagegen vorgehen können.

Macht durch schlechtes Benehmen

Das ist gar nicht so selten und kommt in vielen verschiedenen Formen daher:

  • Allgemeine Höflichkeitsformen im Umgang werden bewusst missachtet
  • Mit der Pünktlichkeit nimmt man es nicht so genau – ohne sich zu entschuldigen
  • Es wird gebrüllt
  • Man rückt dem Gegenüber ganz körperlich “auf die Pelle” und unterschreitet den Wohlfühlabstand des Anderen
  • Da wird mal ganz früh morgens auf dem Handy angerufen und gepöbelt
  • Da wird mit Smartphone oder Laptop gearbeitet, während die andere Verhandlungspartei präsentiert
  • Das Gegenüber wird mitten im Satz unterbrochen
  • Es werden Anrufe während der Verhandlung angenommen und lautstark geführt
  • Es werden auch ausgehende Telefonate geführt
  • Man rennt einfach mal raus
  • Der Verhandlungspartner wird persönlich abgewertet (unfaire Dialektik)
  • Und die ganze Palette an Rüpeleien, die man sich schlechterdings vorstellen kann (das überlasse jetzt Ihrer Phantasie)

Warum wirkt das?

Beim ersten Mal wirkt die Überrumpelung. Beim zweiten Mal wirkt es, weil wir uns beim ersten Mal nicht gewehrt haben.

Das ist sicher überspitzt formuliert, trifft es im Kern jedoch. Unfaire Angriffe machen uns wehr- und hilflos. Das nützt dem schreienden Kind an der Quengelkasse in aller Regel. Das bedeutet, wir haben in einer bestimmten Phase des Lebens alle auch mit diesen Mitteln gearbeitet!

Es wirkt möglicherweise auch, weil wir nicht gelernt haben, damit souverän umzugehen. Ganz einfach weil es (hoffentlich) ganz selten vorkommt. Die typische Reaktion ist Verblüffung, das Großhirn ist komplett überfordert und am Liebsten würde man…

Zuhauen oder Abhauen?

Das ist jedoch nicht sozialadäquat, deshalb lassen wir es.

Wehret den Anfängen!

Das ist mein Verhandlungstipp dazu. Wie bei praktisch allen Situationen, die aus dem Ruder laufen (können), gilt es, sich gleich beim ersten Mal nicht darauf einzulassen. Sagen Sie deutlich STOPP!

Rechnen Sie mit Attacken, Unhöflichkeiten, Unfairness und Regelverletzungen und legen Sie sich ein Smartes Nein zurecht.

Vorsicht Haltungsschaden

Die Verblüffung zeigt sich sofort in Ihrer Körperhaltung, insofern hat der Angreifer eine direkte Rückmeldung, dass sein Benehmen erfolgreich war. Korrigieren Sie also mit dem Nein zusammen auch Ihre Körperhaltung.

Und wenn Sie dauerhaft mitspielen, dann entwickeln Sie einen Haltungsschaden – zumindest gegenüber diesem Verhandlungs”partner”.

Und wenn Sie wieder zu einer Verhandlung fahren, dann nimmt Ihr Körper schon auf dem Weg dorthin diesen Haltungsschaden wieder an.

Bleiben Sie standfest!

 

 

 

Impressum | AGB | Datenschutz | Kontakt
Top